Der Analogrechner der Zukunft entsteht in Ulm

Das Berliner deep-tech Startup anabrid GmbH wurde als Teilnehmer des Quantencomputing-Innovationszentrums des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Ulm ausgewählt. In den nächsten vier Jahren entwickeln die Analogcomputer-Pioniere dort einen Prototyp für einen Quantencomputer, der keiner ist.

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DLR-Ge­län­de auf dem Obe­ren Esels­berg in Ulm | DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Wenn Politik, Industrie und Wissenschaft aufeinandertreffen, dann ist oft viel Geld für große Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Quantencomputer (QC) im Spiel. So hat die Bundesregierung 2021 zusammen mit dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine millionenschwere Initiative zur Entwicklung von Quantencomputern gestartet. Dafür wurde in Ulm ein Institut für Quantentechnologien eröffnet, in dem vielversprechende Startups in einem Innovationszentrum zusammengebracht werden sollen. Die anabrid GmbH hat sich in einer öffentlichen Ausschreibung nun erfolgreich auf eine der begehrten Positionen beworben. Das DLR sticht aus der deutschen Forschungslandschaft als öffentliches Forschungszentrum zum Zweck der angewandten und Grundlagenforschung heraus, welches neben seinem Schwerpunkt auf Luftfahrt und Raumfahrt auch Themen der Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung bearbeitet. Mit dem DLR hat die anabrid einen erfahren und erfolgreichen Partner mit besten Kontakten im öffentlichen und privaten Sektor.

Die Quanteninitiative ist auf dem ehemaligen Geländer der Daimler AG im Bereich West/Science Park II auf dem oberen Eselsberg der Stadt Ulm beheimatet. Hier bekommt die anabrid im Rahmen der Ausschreibung Räumlichkeiten und Labore zur Verfügung gestellt und kann auf gemeinsame Ressourcen des Innovationszentrums zugreifen, darunter Speziallabore, ein Hörsaalgebäude sowie eine Kantine. Fast 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen an diesem neuen Forschungsstandort der anabrid zukünftig beschäftigt werden und untersuchen, wie man Computer baut, die ähnlich wie Quantencomputer funktionieren, aber deutlich günstiger (einfacher) in der Herstellung, Unterhalt und Betrieb sind.

Die anabrid zählt zu den weltweit führenden Experten im Bereich des Analogrechnens. Dabei handelt es sich um eine Art und Weise, Computer zu bauen und zu betreiben, die im letzten Jahrhundert sehr verbreitet war, aber von den Digitalcomputern überholt wurde. Die anabrid beabsichtigt, die Fortschritte der digitalen Halbleiterentwicklung auf Analogcomputer zu übertragen und so eine Brückentechnik zwischen den heutigen klassischen Digitalrechnern und den zukunftsträchtigen Quantencomputern zu entwickeln.

Tatsächlich ist die Wiederentdeckung analoger Rechenschaltkreise ein Trend, der vor ein paar Jahren eingesetzt hat. Dabei locken der energieeffiziente Betrieb und die kaum beschränkten Skalierungseigenschaften Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt an. Grundlagenforschung und Entwicklung praktikabler moderner Analogrechnertechnologien umfassen eine Vielzahl von Aufgaben, welche die anabrid dank ihres breit aufgestellten Teams aus Wissenschaftler:innen, Elektroniker:innen und Anwender:innen meistern wird.